Kerwesonntag

Kerb - Kerwesonntag

Nachmittags stellt sich vor der Kerwewirtschaft der Zug auf. Früher hatte er etwa folgendes Aussehen:

Voraus ein, später auch zwei Burschen, die klownsähnlich verkleidet waren. Sie haben mit einem Reisenbesen die Straße frei gekehrt und dem Zug freie Bahn verschafft. Sie trugen spitze Mützen und vor den Gesichtern Larven.

Auf beiden Seiten des Zuges sprangen jüngere Burschen herum, die ebenfalls fastnachtsähnlich verkleidet waren. Die eigentliche Zugspitze bildete der Fahnenschwinger. Der Bursche war sonntäglich gekleidet und trugt eine Schärpe, seine Fahne war rotweiß. Später trug er an der Stange statt der Fahne eine Tischdecke, die am Kerwemontag verlost wurde. Dieser Brauch ist erst in den 90-er Jahren aufgekommen.

Dann folgen drei Reiter auf geschmückten Pferden. Der mittlere Reiter ist der Kerwebursch, später auch Kerwevadder genannt. Er hat den Kerwespruch zu sagen. Die drei Reiter trugen geliehene Kostüme, sie sahen wie die Herolde aus. Der mittlere trug den Strauß in seiner Hand.
Dann kommt die Musik zu Fuß. Dahinter marschieren vier Kerweburschen in einer Reihe, aber mehrere Reihen hintereinander. Jeder Bursche mit einer Weinflasche und übergestülptem Glas in der Hand.

Kerwesprüche Früher, aber seltener als heute, waren bereits Wagen im Kerwezug. Es waren dies Handwägelchen oder auch große Pferdewagen. Man hatte diese hergerichtet wie die "Haarewagen". Auf den großen Wagen hatte man auch schon die Altweibermühle dargestellt, auch wurde schon einmal darauf ein Bursche mit dem Löffel balwiert.

Dieser Zug zieht so durch das Dorf. Vor der Wohnung des Bürgermeisters macht der Zug halt. Der Sprecher spricht vom Pferderücken herab, dabei lädt er den Bürgermeister ein, bietet dem Bürgermeister auch ein Glas Wein an. Der Bürgermeister spricht auch ein paar Worte. Dann geht der Zug weiter vor die Kerwewirtschaft, wo der eigentliche Kerwespruch gehalten wird, ebenfalls vom Pferderücken herab. Dieser Spruch wird gereimt und besteht aus einzelnen Versen. Zwischen jedem Vers spielte die Musik ein Stück. Diese Pause wurde mit den Worten eingeleitet: Kamerad schenk' ein ein Gläschen Wein, es muss einmal getrunken sein. In der Pause schwingt der Fahnenträger seine Fahne, die verkleideten Burschen hupsen zum Takt der Musik und machen tanzartige Bewegungen. Im Spruch wurden schon früher die Dorfereignisse des vergangenen Jahres durchgehechelt. Nach dem Spruch beginnt der Tanz.

Der 1. Tanz gehört den Kerweburschen. Sie tanzten ihn noch in ihrer Verkleidung. Sie bekamen auch noch im Verlauf des Abends ab und zu ein Solo. Keine strengen Tanzsitten mehr. Man sagte aber, dass das Mädchen, das einem Burschen einen Tanz abschlägt, diesen Tanz aber mit einem anderen Burschen tanzen will, "nunnergegeigt werde". In Wirklichkeit geschah dies aber nicht oder nicht mehr.